1920 war ein Jahr des politischen Umbruchs in Deutschland. Der 1.Weltkrieg ging verloren und das Land stand im Wiederaufbau. Am 10.Januar 1920 trat der Friedensvertrag von Versailles in Kraft, der offizielle Frieden war besiegelt.
Das Jahr 1920 war das Geburtsjahr von Papst Johannes Paul II., von Altbundespräsident Richard von Weizäcker und vom ehemaligen Fußballnationalspieler Fritz Walter. – Und auch der SuS Kaiserau wurde 1920 geboren.
Als im Jahr 1855 die Zeche „Courl“ ihre Förderung aufnahm, kamen viele neue Bergarbeiterfamilien in die Gegend um die drei Siedlungskerne Methler – Westick – Wasserkurl. Die Bergmannskolonien, Sektionen genannt, entstanden und man nannte diese Sektionen zu Ehren des Deutschen Kaisers „Die Kaiseraue“.
Am 16. April, versammelten sich im Lokal Schulz, dem heutigen Vereinslokal Lander, 21 Bergleute und gründeten den SuS Kaiserau. Die Gründungsmitglieder waren Artur Kollmann, Karl Ziegelski, August Luhmann, August Lange, Fritz Murawski, Hans Günther, Erich Jabsen, Hans Schulz, Friedrich Hesse, Wille Hesse, Wilhelm Kuhlmann, Heinrich Lerbs, Willi Lerbs, Gustav Werner, Willi König, Willi Fechner, Franz Kuhle, Willi Stahlber, Willi Hugo, Karl Tuschy und Karl Bruns. Schnell interessierten sich mehr Fußballbegeisterte für den neuen Verein, aber es fehlte an allem: Trikots, Bälle; aber vor allem ein Sportplatz. Die Gemeinde Westick stellte dem Verein ca. 4 Morgen Brachland, auf dem heutigen Gebiet der Sportschule Kaiserau, zur Verfügung. Aus dieser buckeligen Wiese wurde nach wochenlanger mühevoller Arbeit der Vereinsmitglieder eine bespielbare Sportstätte.
Am 12. September 1920 wurde beim Westdeutschen Spielverband die Aufnahme des Spielbetriebs beantragt. Die Eintragung ins Vereinsregister erfolgte dann erst Jahre später. Zwei Mannschaften nahmen dann den Spielbetrieb auf. 1921 fusionierte der Verein mit dem Husener Fußballclub, doch das Unternehmen scheiterte wenige Monate später. Jeder Verein ging dann seinen eigenen Weg. 1922 nahm die erste Jugendmannschaft den Spielbetrieb auf. Schwierigkeiten machten immer noch Platzverhältnisse, in den Winterzeiten musste der Spielbetrieb ruhen. Im Jahr 1924/1925 ackerten Freiwillige leidenschaftlich an der Planierung des Sportfeldes, denn die Vereinskasse konnte gerade die dringendsten Materialkosten übernehmen. Am 31.Mai 1925 wurde dann der neue Aschenplatz eingeweiht.
Der SuS Kaiserau war aber nicht nur kameradschaftliche Gemeinschaft, es wurden die ersten sportlichen Erfolge verbucht. Im Jahr 1924 gelang der 1. Aufstieg in die B-Klasse, 1926 dann der nächste Aufstieg in die A-Klasse. 1931 dann der Aufstieg in die A-Klasse, 1938 erreichte der SuS die Aufstiegsspiele in die Bezirksliga. Der Ausbruch des 2. Weltkrieges lähmte dann den ganzen Sportbetrieb, viele Spieler wurde eingezogen. Zunächst wurden Pflichtspiele im Kriegsnotprogramm absolviert, später ruhte dann der Spielbetrieb. 1945 endete der unsägliche Krieg, auch der SuS beklagte viele verstorbene Spieler.
Im Jahr 1945 dann bereits das 1. Jubiläum. Anlässlich des 25-jährigem Bestehen spielte der SuS gegen den 6-fachen Deutschen Meister Schalke 04. Der Schalker Otte Tibulsky wurde tatsächlich der erste offizielle Trainer in Kaiserau und führte die Mannschaft 1949 zum Meistertitel in der Bezirksklasse. Die Aufstiegsrunde war die nächste Hürde und auch diese wurde genommen. Landesliga! 1950/1951 stieg die Mannschaft allerdings wieder in die Bezirksliga ab. Der Sportverband erwarb das Gelände des SuS Kaiserau und baute dem Verein eine neue Stadionanlage an der Jahnstraße. 1952 dann der erneute Wiederaufstieg. In den 1960er Jahren wechselten dann Bezirksklasse und Landesliga, u.a. mit dem Verbandstrainer Herbert Widmayer.
Durch die Nähe des Sportheimes des Westdeutschen Verbandes wurde viele Kaiserauer Talente entdeckt und wechselten dann in den Vertragsfußball. Tilkowski, Preißler und Dreier wechselten zum BVB, Pawlak und Milder gingen zum VfL Bochum, Libuda spielte beim HSV, Schröder und Seifert trugen das Trikot des Club, Schmidt wechselt zur Hertha nach Berlin. Der weltberühmte Hans Tilkowski wurde Nationaltorwart. Was für besondere Spieler und Persönlichkeiten.
Die „ganz großen Zeiten“ des SuS Kaiserau waren vorüber. 1969 wurde eine moderne Flutlichtanlage auf dem Sportplatz errichtet. Der Abstieg bis in die Kreisliga A wurde unvermeidbar. Nach langjähriger Abstinenz aber schaffte Trainer Wim Donkervoort 1984 mit seiner Mannschaft den Durchmarsch bis in die Landesliga.
Den Verein prägte immer wieder ein Pendeln zwischen Landesliga und Bezirksliga. Der gewählte Jahrhunderttrainer Reinhard Behlert gelang dann der Wiederaufstieg in die Landesliga. Im Jahr 2018 dann unter der Leitung von Marc Woller gelang dann der Aufstieg in den Landesliga. Seit nunmehr 6 Jahren ist der SuS fester Bestandteil der Landesliga. Die 2. Mannschaft gehört immer zur festen Substanz des SuS. Das Team ist in der Kreisliga A gut etabliert, die 3. Mannschaft ist ebenso für den Verein unverzichtbar.
Elementarer Bestandsteil des SuS ist die Jugendarbeit. Erich Jabsen und Emil Ruland leiteten viele Jahre lang die Geschicke der Jugend, die ebenfalls viele Erfolge in der 103-jährigen Vereinsgeschichte feiern konnte. 1941 Kreismeister, 1952 Vizemeister Südwestfalen, vielfache Kreismeistertitel. Die Jugendabteilung ist der Kern des Vereins. 337 Spieler spielen aktuell für den SuS, aufgeteilt in 16 Junioren Teams. Höhepunkte der Juniorenjahren waren unvergleichbare Spiele. U.a. 2015 unserer U19 gegen den FC Schalke 04, in den Jahren danach u.a. gegen Paderborn.
Auch international ist der SuS Kaiserau immer wieder Gastgeber von großen Turnieren. Gäste aus den Partnerstädten Kamens, aus den Niederlanden, Frankreich, Belgien und Dänemark traten bei internationalen Turnieren an. Im Jahr 2014 war der SuS Endpunkt der WM-Ehrenrunde inkl. dem Original WM-Pokal in einem Truck.
2020 war dann das Jubiläumsjahr des SuS. 100 Jahre jung. Doch Corona veränderte alles. Lange zwei Jahre konnten wir uns kaum sehen, kein Spielbetrieb und eine verwaiste Sportanlage. An all das mussten wir und unsere Spieler sich gewöhnen.
So konnten dann erst im Jahr 2022 400 SuS Freunde gebührend auf das außergewöhnliche Vereinsjubiläum anstoßen. Im Bürgerhaus in unserem Ortsteil Methler wurde ausgiebig gefeiert. An diesem Abend wurde die 100 Jahre Elf des SuS Kaiserau erstmalig präsentiert und geehrt. Gemeinsam mit dem SuS Urgestein und unserem Ehrenpräsidenten Adi Kersten waren es unvergessliche Momente.
Der SuS Kaiserau ist dynamisch, jung, modern und attraktiv. Mehr als 10.000 Besucher strömen in jedem Jahr zu den Spielen, von den Alten Herren bis zu unseren Minis. Ohne das ehrenamtliche Engagement vieler unserer treuen Helfer, Trainer, Mannschafts-verantwortlicher und Freude ist all das nicht möglich.